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Was ist "Body Integrity Dysphoria“ (BID)?

Body Integrity Dysphoria (BID) wurde bislang auch als Body Integrity Identity Disorder (BIID), Xenomelia, Amputee Identity Disorder oder Apotemnophilie bezeichnet. Im Jahr 2019 erfolgte eine Aufnahme in die 11. Version der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD = International Classification of Diseases), hierbei haben sich die Fachleute auf die neue Bezeichnung „BID“ geeinigt.

BID ist das tiefe Empfinden einer Person, dass sich bestimmte Körperteile oder Körperfunktionen fremd anfühlen oder nicht zur eigenen Person gehören. Es kommt zu einer Deckungs-Ungleichheit zwischen innerem gefühlten Körperbild und äußerem tatsächlichen Körperbild. Dieser Unterschied im gefühlten Körperbild und der Realität erzeugt bei uns Betroffenen einen hohen Leidensdruck, welcher sich als Amputationswunsch der „fremden“ Extremität oder als Lähmungswunsch äußert. In seltenen Fällen können auch Formen auftreten, bei denen Betroffene das Gefühl haben, dass der eigene Körper eigentlich blind oder gehörlos sein sollte oder sogar dass die eigenen Zähne nicht als zu sich gehörend empfunden werden. Vornehmlich sind aber die Beine betroffen, die sich „fremd“ anfühlen. Und so wünschen sie sich nichts sehnlicher, als diesen veränderten Körper zu erlangen, um dem ständigen Leidensdruck zu entkommen.

ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics: 6C21 Body integrity dysphoria

6C21 Body integrity dysphoria

Description:
Body integrity dysphoria is characterized by an intense and persistent desire to become physically disabled in a significant way (e.g., major limb amputee, paraplegic, blind), with onset by early adolescence accompanied by persistent discomfort, or intense feelings of inappropriateness concerning current non-disabled body configuration. The desire to become physically disabled results in harmful consequences, as manifested by either the preoccupation with the desire (including time spent pretending to be disabled) significantly interfering with productivity, with leisure activities, or with social functioning (e.g., person is unwilling to have a close relationships because it would make it difficult to pretend) or by attempts to actually become disabled have resulted in the person putting his or her health or life in significant jeopardy.


Eine deutsche Übersetzung würde in etwa lauten:

6C21 Dysphorie der Körperintegrität

Beschreibung:
Die Körperintegritätsdysphorie ist gekennzeichnet durch ein intensives und anhaltendes Verlangen körperlich beeinträchtigt zu werden (z. B. Amputation von wichtigen Gliedmaßen, Querschnittslähmung, Blindheit), mit Beginn in der frühen Pubertät, begleitet von anhaltendem Unbehagen oder intensiven Gefühlen der Unangemessenheit der gegenwärtigen unbehinderten Körperkonfiguration. Das Verlangen, stark beeinträchtigt zu werden, äußert sich in schädigenden Konsequenzen, die sich z.B. in der Beschäftigung mit dem Verlangen manifestiert (inklusive der Zeit, die für eine Nachahmung der Behinderung investiert wird) und die die Produktivität, Freizeitaktivitäten und sozialen Funktionen erheblich beeinträchtigt (z.B. eine Person umgeht enge Beziehungen, da das Pretenden dadurch schwierig werden würde) oder durch Versuche tatsächlich eine Behinderung zu erlangen, die darin resultieren können, dass die Person ihre Gesundheit in ernsthafte Gefahr bringt.


Als „Dysphorie“ bezeichnet man eine bedrückte, traurige oder gereizte Stimmungslage. Es handelt sich um eine meist nur leicht ausgeprägte Form einer Depression mit schlechter Laune, Unzufriedenheit und Missgestimmtheit. Mit „Integrität“ ist hier die Vollständigkeit des Körpers und seiner Funktionen gemeint. Meist haben wir das mentale Bild einer Behinderung des eigenen Körpers in unserem Kopf. Der einzig mögliche Vergleich ist der zu Transidenten, d.h. zu Menschen, die das Gefühl haben, dass ihr wirkliches, äußeres und ihr inneres, mentales Geschlecht nicht zusammenpassen. Viele Transidente streben daher eine Geschlechtsumwandlung an. Ebenso versuchen BID-Betroffene eine Operation zu bekommen, um den äußeren Körper in Einklang mit dem inneren Körperbild zu bringen.

Positiv an der hier erfolgten Einstufung ist, dass auch Lähmung und sogar Blindheit als Beispiele aufgenommen wurden und die Klassifikation damit im Prinzip offen für weitere Arten der Behinderung ist.

Das „DACH“ in dieser Internetseite www.bid-dach.org steht für das Dach, das wir uns als freie und anonyme Selbsthilfegruppe geben, aber auch für die deutschsprachigen Länder (D – A – CH), für die wir dieses Informations- und Mitmachangebot bereitstellen. Das "BID-DACH" ist eine Selbsthilfe von Betroffenen. Wir verstehen "BID", denn wir kennen es von innen. Hier findest Du als Betroffener echtes Verständnis, echte persönliche Erfahrungen und Unterstützung.

BID ist keine „Psychose“, die Betroffenen sind also nicht verrückt. Unzählige Studien haben weltweit gezeigt, dass psychische Erkrankungen hier nicht öfter vorkommen als im Durchschnitt der Bevölkerung. Die meisten leben unauffällig in normalen Umständen, haben einen Partner und Freunde, gehen arbeiten und zahlen Steuern. Eine rationale Erklärung, woher der Wunsch nach einer Behinderung kommt, konnte bislang noch niemand abgeben. Für die Betroffenen selbst ist dieser Drang erstaunlich, viele reagieren besonders am Anfang angstvoll und verunsichert. Fakt ist, dass sich niemand diese Störung ausgesucht hat. Niemand kann etwas dafür. Der Leidensdruck durch die Unzufriedenheit damit, in einem als unpassend empfundenen Körper leben zu müssen, kann aber immens sein. Bei den meisten ist der Drang so schamhaft besetzt, dass mit niemandem darüber geredet werden kann, was weiteren Leidensdruck erzeugt.

Parallel zu diesen Seiten der Selbsthilfegruppe, gibt es einen Verband, der sich für unsere Interessen einsetzt: Der „Verein zur Förderung von Studien über Körperidentitätsstörungen“ (www.vfsk.eu) setzt sich für die Rechte der BID-Betroffenen ein, fördert wissenschaftliche Studien und versucht langfristig Therapieoptionen aufzuzeigen, welche auch die Diskussion über identitätsangleichende Operationen beinhaltet. In dem Verband sind sowohl Wissenschaftler wie auch Betroffene, Angehörige und andere interessierte Personen Mitglied. Aus der Vereinszugehörigkeit ist also nicht zu erkennen, ob jemand zu den Betroffenen gehört. Je mehr Mitglieder dieser Verband hat, um so eher können unsere Interessen auf politischer Ebene durchgesetzt werden.